Es ist gar nicht so leicht, zwischen Arbeit, Kind, Schwangerschaft und Beziehung Zeit zum Bloggen zu finden. Nun bin ich schon im letzten Trimester angekommen und dachte, es wäre mal wieder Zeit für ein Update. Bei uns ist so einiges passiert: Emilia hat die Kita-Eingewöhnung hinter sich und fühlt sich mittlerweile schon so richtig wohl, der Bauch wird immer größer und der Druck, möglichst viel vor der Geburt zu schaffen, ebenso. Und das macht mir mit unter ganz schön zu schaffen.
Alles auf eine Karte
Das klingt wahrscheinlich dramatischer, als es wirklich ist. Aber als Schwangere, mit vielen Hormonen überschwemmte Frau wirkt meine aktuelle Situation auf mich manchmal schon ziemlich bedrohlich. Die bisher genehmigten Förderjahre meiner Promotion enden nämlich im Februar 2018, zum gleichen Zeitpunkt wie die Promotionsförderung von Florian. Er hat seine Arbeit dann aber fertig, ich bin noch mittelweit davon entfernt. Ich habe die Möglichkeit, mich auf ein drittes Förderjahr zu bewerben, in dem ich dann hoffe den größten Teil meiner Arbeit zu beenden. Der Antrag muss noch vor der Geburt, also bis etwa Ende Oktober, versendet werden. Mein Ziel ist es, bis dahin so viel wie möglich zu schreiben und meinem betreuenden Professor, der ebenfalls ein Gutachten einreichen muss, mindestens ein Kapitel der gesamten Arbeit zu senden. Und natürlich muss ich auch meiner Stiftung einen Nachweis über meinen Fortschritt zu kommen lassen, inklusive Arbeitsplan für das letzte Förderjahr. So weit, so gut. Sollte mein Antrag bewilligt werden, übernimmt Florian die Betreuung vom zweiten Kind und ich bringe erstmal das Geld nach Hause. Da wir keinen Anspruch auf Elterngeld haben, brauchen wir logischerweise mindestens ein Einkommen. Bekomme ich die Förderung nicht, steigt Florian ins Berufsleben ein und mein Leben als Promovierende mit Kind ist zu Ende.
Arbeit, Arbeit, Arbeit, aber nicht genug?
Alle Zeichen stehen bei mir also auf Arbeit. Und die Seitenzahlen wachsen, ich produziere immer mehr Text und habe das Gefühl in einen Schreibfluss angekommen zu sein. Irgendwie läuft es. Ich habe das Gefühl eine Idee zu haben, was aus der Arbeit wird und kann mir vorstellen wie das Endprodukt aussieht. Das klingt erstmal gut. Aber je mehr die Arbeit wächst, desto mehr wachsen auch die Zweifel. Macht das, was ich schreibe, wirklich Sinn? Bin ich innovativ genug? Müsste ich nicht eigentlich viel mehr Stunden am Tag schreiben? Besonders wenn ich in der Bibliothek arbeite und die vielen fleißigen Studierenden beobachte, die nicht schon um 15 Uhr ihre Taschen packen um wenigstens noch zwei Stunden am Abend mit ihrem Kind zu verbringen, plagen mich Zweifel. Ich habe das Gefühl, alle anderen Doktoranden arbeiten mehr als ich und darum kann mein Vorhaben ja nur scheitern. Verunsicherung pur. Aktuell startet mein Arbeitstag zwischen 7 und 8 Uhr morgens und endet mit einer Mittagsunterbrechung gegen 16 Uhr. Manchmal arbeite ich noch am Abend, wenn Emilia schläft. Es gibt aber auch Tage, an denen ich nur bis mittags arbeite oder Wochenenden, die nur für die Familie reserviert sind. Und es gibt natürlich auch die Tage nach den anstrengenden Nächten mit einem zahnenden Kleinkind und kaum Schlaf.
Das schlechte Gewissen
Zu diesen Sorgen paart sich noch ein schlechtes Gewissen. Ich würde gern viel mehr Zeit mit Emilia verbringen, vor allem da sich auch ihr Leben in etwa zwei Monaten vollkommen verändern wird. Ich würde gern mehr mit ihr unternehmen, ins Schwimmbad fahren, im Gras sitzen und im Sand graben. Und dann gibt es noch unser ungeborenes Kind, dem ich auch gern mehr Zeit widmen würde. Gedanklich, beim Yoga, in einer Meditation. Gerade schaffe ich es noch nicht mir jeden Abend dafür Zeit zu nehmen und je näher die Geburt rückt, desto näher rückt auch meine Deadline. Bisher läuft die Schwangerschaft eher nebenher, zum Glück ohne gravierende Beschwerden. Aber ich merke langsam, wie mich mein Körper zwingt, mehr auf mich zu achten. Das bedeutet mehr Schlaf, mehr ausgleichenden Sport und mehr Ruhe. Ich habe einen Schwangerenyoga-Kurs begonnen und bald startet mein Geburtsvorbereitungskurs. Ich muss also zeitliche Prioritäten setzen. Und schon plagt mich die nächste Frage: werde ich überhaupt noch bis Ende Oktober durchhalten? Wenn ich mir diese Frage stelle, wünsche ich mir manchmal einfach ganz normal Anspruch auf Mutterschutz zu haben. Dann würde man mir ab dem 07. Oktober das Arbeiten verbieten, quasi. Und ich würde noch Geld bekommen. Wenn ich mir selbst ab Anfang Oktober das Arbeiten verbiete und dementsprechend mein Stipendium aussetze, bekomme ich 0,00 Euro im Monat. Ich habe meinen persönlichen Mutterschutz nun also auf den Zeitraum ab dem 01.11. gelegt. Geburtstermin ist der 18.11.2017.
Keep the motivation up
All diese Zweifel motivieren mich aber auch weiterzumachen solange es mir dabei gut geht. Manchmal denke ich zwar: Wenn ich keine Weiterförderung bekomme, war alles für die Katz. Dann hätte ich die Zeit auch mit Emilia verbringen können anstatt mich ständig in meinem kleinen Kämmerlein einzuschließen. Flo hilft mir sehr diese Gedanken weg zu schieben und an mich zu glauben. Vielleicht liegt es auch an der Phase der Promotion, dieser Zweifel-Phase von der alle sprechen. Und wenn dann noch eine Schwangerschaft im 8. Monat dazu kommt ist alles doppelt zu schlimm.
Kennt ihr solche Phasen? Wie motiviert ihr euch nicht aufzugeben?
Liebe Janine,
halte durch und zweifle nicht zu viel – klar sollte man seinen Weg ab und zu in Frage stellen, aber wenn sich euer Weg für dich bzw. euch richtig anfühlt, dann geht ihn weiter, völlig egal, ob andere Studenten bis abends schreiben… Keiner weiß, ob bei denen auch eine kleine Familie zu Hause wartet oder ob da „nur“ der Partner ist… Ich drück euch die Daumen, dass alles so klappt, wie ihr euch das erhofft und wünscht!
Liebe Grüße, Christin
Liebe Janine, das kommt mir alles sehr bekannt vor! Ein Patentrezept zur Besserung kann ich leider auch nicht vorlegen. Aber gerade in der Schwangerschaft mit Nummer 2 merkte ich so richtig, wieso es Mutterschutz gibt. Die Stiftung, über die ich damals gefördert wurde, zahlt den Mutterschutz aber. Deine nicht? Ich konnte also in der Zeit „guten Gewissens“ weniger arbeiten und habe am Ende 3 Monate Förderung dran gehängt bekommen.
Lieber hätte auch ich das Stipendium natürlich ausgesetzt, aber wie du richtig schreibst, gilt es bei der Elterngeld-Stelle nicht als Einkommen. Das ist wirklich eine Farce.
Ich wünsche dir alles Gute für die letzten Wochen und kann dir nur sagen: es wird zwar nicht einfacher mit zwei Kindern, aber das Arbeiten wird härter, wenn du dir zuviel Druck machst. Und meist kommt unter zu viel Druck nichts besseres raus. Also hör auf deinen Körper und versuche dir den Druck zu nehmen.
Leichter gesagt als getan, ich weiß. Ich „leide“ mit dir und drücke dir die Daumen!
Liebe Janine,
mein einfacher, aber hoffentlich wirkungsvoller Tip: Schau nicht so sehr darauf, was alles noch gemacht werden muss, was fehlt, was vielleicht nicht genug oder gut genug ist, sondern schau lieber, was du schon gemacht hast, was da ist, was gut gelungen ist und geh von da aus einfach beharrlich weiter nach vorne. Es gibt keinen Weg zurück. Kann man übrigens auch mit Post-Its visualisieren, wenn es dir hilft. Einfach aufschreiben, was erledigt werden muss, auf einer Seite aufhängen & nach Erledigung zeremoniell auf die andere Seite hängen.
Und: Sei stolz drauf! Das ist mein allgemeiner Schreibtipp. Für Muttis gibts noch eine Extraportion drauf: Du hast das geschafft! Mit Baby auf dem Arm und Baby im Bauch. Soll erst mal jemand nachmachen 🙂
Ich wünsche dir viel Durchhaltevermögen! Ich habe meine Promotionsabitionen aufgegeben, als relativ hoch schwanger mit Nr. 2 bei einem Doktorandenkolloquium zu Tage kam, dass ich bei der qualitativen Vorstudie noch mal nachgreifen müsste.
Da war an Hauptstudie noch gar nicht zu denken. Und da wir dann nach London gezogen sind und das Thema um Kundenloyalität in Deutschen Apotheken schwierig „Remote“ zu bearbeiten war, habe ich es aufgegeben.
Ärgert mich im Nachhinein schon ein wenig, aber soooo weit war ich dann zum Glück doch noch nicht.
Dir wünsche ich ein stabiles Dranbleiben! Wenn du schon fast ein Kapitel stehen hast, ist ja irgendwo ein Ende in Sicht!
Alles Gute und viele Grüße aus London,
Uta
Liebe Janine,
Ich bin ganz zufällig auf dein Blog gestoßen und würde dich gerne was fragen.
Ich arbeite als Ärztin und schreibe parallel meine Doktorarbeit an der Uni. Ich sollte mich kommende Semester an der Uni für die Promotionsarbeit anmelden.
Nun bin ich schwanger und weiß nicht was ich machen soll. Finanzielle Konsequenzen.
Als Alleinverdiener hoffe ich natürlich auf das Elterngeld. Aber wenn ich mich (jetzt schwanger) an der Uni anmelde dann bekomme ich keinen Elterngeld oder liege ich da falsch. Ich freue mich auf deine Rückmeldung. Danke dir.