Müde aber glücklich. Unser Resümee nach einem Jahr promovieren mit Kind

Kaum zu glauben Emilia ist schon fast ein Kleinkind! Wir haben ein wunderbares, aber auch sehr anstrengendes Jahr hinter uns. Wir haben es mal mehr und mal weniger geschafft, unsere Arbeit und die Familie unter einen Hut zu bekommen, sind einmal quer durch Deutschland umgezogen und es nun wartet schon die nächste Herausforderung auf uns. Aber lest selbst.

Planung vs. Realität

Vor der Geburt von Emilia haben wir uns sehr genau überlegt, wie wir das erste Jahr bis zur Kita angehen. Jeder von uns soll zu gleichen Teilen an seiner Doktorarbeit schreiben können. Konferenz- und Archivreisen sollen möglich sein und trotzdem müssen wir uns genug Zeit nehmen, um bedürfnisorientiert auf unser Kind einzugehen. So schwierig wird das schon nicht, dachten wir. Schließlich kannten wir ja einige Babys und die schlafen ja auch total viel. Nunja. Pläne sind gut, die Realität ist dann doch ein bisschen anders. Eigentlich ist es fast unmöglich vorher zu planen, wie wohl das Leben mit Kind aussehen wird. Vor allem, wenn man eigentlich noch nie eine längere Zeit mit einem Baby am Stück Tag und Nacht verbracht hat. Berichte von anderen sind zwar hilfreich, aber das eigene Kind hat dann doch eine ganz eigene Persönlichkeit.

So stürzten wir voller Tatendrang in die ersten Wochen und merkten schnell: Unser Säugling schläft zwar viel, aber nur im Tragetuch. Übermüdet nach einer Nacht mit vielen Unterbrechungen zu arbeiten kostet Überwindung. Wenn das Stillbaby keine Flasche mit abgepumpter Milch nimmt, ist es kaum möglich mehrere Stunden am Stück zu arbeiten, geschweige denn einfach so Konferenz- oder Archivreisen zu machen. Und am Ende ist es doch viel schöner als Familie im Bett zu kuscheln oder einen langen Spaziergang zu machen, als am Computer zu sitzen.  

Auf in den Alltag

Wir haben einige Wochen gebraucht, um uns als Familie einzurichten und Alltagsstrukturen zu etablieren. Nach etwa acht Wochen, also genau nach der Wochenbettzeit, die wirklich einen Sinn hat (!) gab es so etwas wie Routine, die es erlaubte wieder klare Gedanken zu fassen. Ich bin dann an zwei Tagen in der Woche in das Eltern-Kind-Büro Rockzipfel Bonn gegangen und habe versucht Florian war in der Zeit im Büro. Die restlichen Tage waren wir zusammen zu Hause. Zwei Tage habe ich gearbeitet, einen Tag haben wir uns aufgeteilt. Das Wochenende war für Familienzeit reserviert. Wir hatten aber auch unter der Woche viele gemeinsame Momente, bei den Mahlzeiten, Kaffeepausen und kleinen Spaziergängen.

Geklappt hat das mal mehr und mal weniger gut. Mein Arbeitserfolg hing in den ersten Monaten sehr von Emilias Stimmung ab. Auch wenn Florian für sie da war, saß ich quasi nebenan und immer irgendwie dabei. Ich bin dann dazu übergegangen oft noch Abends zu arbeiten, wenn Emilia schläft. Das ging dann natürlich auf Kosten meiner Schlafenszeit. Florian ist aber dafür meistens mit unserem Frühaufsteherkind (zwischen 5 und 6 Uhr) aufgestanden und ich konnte mich noch ein wenig ausruhen. Florian hat an seinen zwei Institutstagen sehr viel geschafft. Ein Baby diszipliniert eben und motiviert in den freien Stunden so viel wie möglich zu arbeiten, um sich Freiräume zu schaufeln. 

Konferenz- und Archivreisen

Zu meinem Promotionsalltag gehörte Reisen schon immer mit dazu. Da Emilia in den ersten Wochen nicht aus der Flasche trinken wollte und ich mir auch nicht vorstellen konnte, sie länger als ein paar Stunden nicht zu sehen, ist Florian nun einfach mitgereist. So waren wir gemeinsam auf dem #histocamp, eine Woche im Bundesarchiv in Freiburg und für ein paar Tage in Potsdam, da ich meine Arbeit in einem Kolloquium meines Zweitbetreuers vorgestellt habe. Die Reisen haben gut geklappt, aber ohne Florian hätte ich diesen Verpflichtungen nicht nachkommen können. 

Als Emilia acht Monate alt wurde, habe ich mich dann auch allein auf eine Konferenz gewagt. Mit zunehmenden Alter war es möglich, sie mit der Flasche zu füttern. Ich war dann genau 24 Stunden weg, in denen ich sehr viel Auto gefahren bin, einen Vortrag gehalten und kaum geschlafen habe. Außerdem habe ich versuche das regelmäßige Abpumpen in den Konferenzalltag zu integrieren, was recht stressig war.

Florian und ich haben uns zu dieser Zeit auch schon länger im Eltern-Kind-Büro abgewechselt. Somit hatte ich einmal pro Woche einen ganzen Tag allein zu Hause am Schreibtisch. Eine Zeit, die ich sehr produktiv nutzen konnte und mir sehr gut tat. Nun ist Emilia fast ein Jahr alt und ich fahre auch mal mehrere Tage am Stück in mein Büro nach Potsdam. Das erste Jahr hat uns viel Kreativität und Flexibilität in der Planung abverlangt, aber wir haben es geschafft. Wir haben eine glückliche Tochter, ein schönes Familienleben und sind nebenbei mit unserer Arbeit voran gekommen. Florian reicht seine Promotion sogar schon im Oktober ein. Emilia geht ab August vormittags in die Kita und ich werde die Zeit nutzen, einen ersten kompletten Rohentwurf meiner Arbeit noch in diesem Jahr fertig zu stellen.

Neue Herausforderungen

Und das ist auch wichtig. Denn wir haben weiteren Nachwuchs geplant und der kommt schon Ende November. Ja, ihr habt richtig gelesen. Ich bin wieder schwanger und wir wagen uns an die Herausforderung das alles mit zwei Kindern zu meistern. Aber wir haben einen Plan. Florian wird bis mindestens Ende März 2018 Elternzeit nehmen. Wir sind in ein Haus auf dem Land mit großem Garten und viel Platz für die Kinder gezogen und ich habe ein eigenes Büro, was das Arbeiten enorm erleichtert. Außerdem wohnen wir jetzt in der Nähe meiner Familie. Das heißt es sind vier Urgroßeltern, zwei Großeltern, eine Tante und ein Onkel in der Nähe, um uns zu unterstützen. Emilia hat unser Leben bereichert und mit viel Liebe gefüllt. Wir sind glücklich, bald ein neues kleines Menschenkind in unserer Familie zu begrüßen. 

Und auch auf diesem Blog werden wir jetzt aktiver werden. Wir haben eine neue Kategorie gegründet und wollen regelmäßig andere Promovierende mit Kind zu Wort kommen lassen, die von ihren Erfahrungen zu berichten. Außerdem werde ich euch natürlich auf den Laufenden halten, ob und wie ich es schaffe bis zur Geburt einen Rohentwurf zu schreiben und wie sich das Weiterarbeiten für mich anfühlt, wenn Flo komplett allein Elternzeit nimmt. Es wird spannend! 

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