Vom Babyschlaf

Da liege ich nun neben meiner Babytochter im Bett. Es geht ihr nicht gut. Sie möchte nicht allein sein und es tut mir weh, ihr bitterliches Weinen durch das Babyphon zu hören, wenn ich mich doch wegschleiche. Emilia braucht mich gerade öfter als sonst und auch an Abenden, die ich eigentlich schon längst anders verplant habe.

Der Mythos

Viele Leute glauben, Babys schlafen nach den ersten Wochen die Nacht durch. Ich habe das vor der Geburt auch gedacht. Aber so ist es nicht. Und so muss es auch nicht sein. Jedes Baby ist anders, mache schlafen länger am Stück, manche weniger. Außerdem gibt es Zeiten im Leben eines Babys, die so aufregend sind, dass alles Erlebte eben Nachts verarbeitet wird. Wenn sie krabbeln und sitzen lernen zum Beispiel. Dann wachen sie oft auf und brauchen Begleitung beim Weiterschlafen. Manchmal sind Babys auch krank. Oder bekommen Zähne. Mit Schmerzen schläft auch kein Erwachsener besonders gut. Warum sollte es also ein Baby tun? Vielleicht weil es tausende Ratgeber gibt, die das suggerieren. Oder auch weil die ältere Generation aus irgendeinem mir nicht ersichtlichen Grund gern erzählt, wie super wir als Baby nachts geschlafen haben. 

Das Dilemma

Und schon treffen die Erwartungen frisch gebackener Eltern auf die Realität. Und immer wieder hofft man, wenn das Baby älter wird, wird es besser. Bei uns wird es nach sieben Monaten gerade schlimmer. Vielleicht weil sie gerade krabbeln, sitzen und stehen auf einmal gelernt hat. Ich habe ein bisschen gebraucht, um zu akzeptieren, dass ich durch die zerstückelten Nächte mit wenig Schlaf einfach durch muss. Leicht ist es trotzdem nicht. Manchmal bin ich gerade wieder eingeschlafen und sie wacht auf und weckt mich. Vielleicht ist es schon das fünfte oder zehnte Mal in der gleichen Nacht und die ruhigen Minuten dazwischen verbrachte ich mit wirren Träumen des leichten Schlafs.

Babys werden oft danach gemessen, wie vermeintlich gut sie schlafen. Übersetzt heißt das: Wie lang sie am Stück schlafen und uns Eltern nachts nicht stören. Auch die Familie, Freunde, Bekannte oder auch Unbekannte fragen gern nach dem Babyschlaf und nicht selten bekomme ich einen „Ihr seid doch selber schuld“ – Blick, wenn ich von unseren zerstückelten Nächten berichten. Das Baby einer Bekannten einer Freundin schlafe schon von Anfang an durch! Dann frage ich mich manchmal, ob ich nicht doch irgendetwas falsch gemacht habe?

Die Wahrheit

Mein Gefühl sagt nein. Ich habe alles so gemacht, wie es für uns richtig ist. Es ist keine Option für mich, Emilia weinen zu lassen, ihre Bedürfnisse zu ignorieren und sie in solchen Nächten nicht zu trösten. Ihr gefällt es auch nicht, oft wach zu werden. Sie weint, ist angestrengt, möchte schlafen. Was sie braucht ist meine Liebe und Zuneigung. Meinen Trost. Und auch, wenn ich heute Abend nicht am Computer sitze und an meinem Vortrag für die nächste Konferenz arbeiten kann. Auch wenn ich morgen vielleicht zu müde bin, um einen klaren Gedanken zu fassen. ich bleibe neben ihr liegen, bis sie sich sicher genug fühlt, um mich Abends wieder aufstehen zu lassen.

6 Kommentare zu „Vom Babyschlaf“

  1. Hallo Janine,

    wir haben uns vor Jahren an der Uni kennengelernt und da wir bei facebook noch befreundet sind, kenne ich deinen Blog. Ich lese immer gerne was du schreibst, da ich mich freue, dass es noch andere Paare gibt, die sich mit Mitte zwanzig bewusst dafür entscheiden eine Familie zu gründen (trotz Studium oder Promotion). Deinem Schlaf-Artikel kann ich nur voll und ganz zustimmen! Du machst alles richtig, wenn du für die Kleine da bist. Als mein Sohn vor einem Jahr in Emilias Alter war, habe ich auch eine Prüfung abgelegt und bin teilweise über dem Schreibtisch eingeschlafen. Im Sommer habe ich die Uni daraufhin Uni sein lassen und die Zeit mit meinem Krabbelbaby in vollen Zügen genossen. Das Studium habe ich erst wieder angefangen, als er im Herbst Vormittags in die Kita kam. Jetzt ist alles leichter und durchgeschlafen hat er heute Nacht (wuhu) – in der letzten Woche durch einen Infekt aber überhaupt nicht 😉 Es ist eine Riesenherausforderung mit Kind zu studieren/ promovieren und nach dem lesen deines Blogs, finde ich, dass ihr das super macht! Viel Erfolg weiterhin und alles Gute, lg Maria

    1. Liebe Maria, vielen Dank für Deinen Kommentar! Ich schlafe manchmal auch Abends über dem Schreibtisch ein, aber so ist das wahrscheinlich einfach. Toll, dass du eine Auszeit nehmen konntest! Emilia geht auch ab August in die Kita und dann werde ich sicher an den Vormittagen wieder mehr schaffen. Dann steht aber auch die Schreibphase der Diss an und ich brauche wirklich mal mehrere Stunden Konzentration am Stück! Dir auch alles gute und danke für die motivierenden Worte! Liebe Grüße!

  2. „Viele Leute glauben, Babys schlafen nach den ersten Wochen die Nacht durch. Ich habe das vor der Geburt auch gedacht.“ Aber das hatte ich dir doch gesagt, dass das so nichts wird:-) Nimm den Laptop mit ins Bett, wenn sie neben dir schläft, kannst du so arbeiten.

    1. Haha ja, liebe Christiane. Ich weiß. Aber irgendwie hofft man ja doch, es wird anders kommen. Nun sind wir eines besser belehrt und planen das für das nächste Kind schonmal nicht ein!

  3. Wow!
    Erstmal Respekt für die Leistung zu promovieren und gleichzeitig auch für sein Kind dasein zu WOLLEN!
    Ich verstehe dich voll und ganz, dass du dein Kind nicht schreien lassen möchtest. Das könnte ich auch nicht.
    Bei unseren beiden Jungs, haben wir das auch nie gemacht.
    Ich denke auch das die Nähe viel ausmacht und die Kinder dadurch ruhiger und entspannter werden, mit der Zeit.
    Bei uns hat es zumindest so geklappt! 🙂
    Alles Gute euch!

    LG Björn

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